5 Jahre ajh.pm Jubiläumsfeier und Eröffnung
5 Jahre ajh.pm Jubiläumsfeier und Eröffnung Christine Gensheimer „Work in ProRes“
Christine Gensheimer „Work in ProRes“ (2025)
Work in ProRes heißt der etwas mehr als vier Minuten lange und im Loop gezeigte Film, den die in Bielefeld lebende und arbeitende Künstlerin Christine Gensheimer eigens für ihre Ausstellung realisiert hat. „ProRes“ ist zunächst einmal der Name eines Codecs, das bei der Komprimierung von Videodateien zum Einsatz kommt, und insofern wird hier unmittelbar auf die medientechnischen Grundlagen der digitalen Erstellung von Animationsfilmen verwiesen. Doch auch allgemein verorten sich Christine Gensheimers Filme im Übergang vom Analogen ins Digitale, zeigen sie das Hineinragen des Alten ins Neue. Das Resultat ist ein Stauchen und Biegen, ein auffälliges Verschmelzen zu einer Ästhetik des medientechnisch Hybriden.
Zentral für diesen Eindruck sind insbesondere die Texturen dieser Animationsfilme. Ihr Rohmaterial findet Christine Gensheimer in analogen Drucksachen – von Bildbänden mit mittelalterlicher Kunst über Computerzeitschriften und andere Special-Interest-Publikationen bis hin zu Lehrbüchern für Kinder. Die Signatur des Analogen wandert dabei ins Digitale hinüber. Dabei setzt Christine Gensheimer die Rasterpunkte des Offsetdrucks als bewusstes Stilmittel ein und gibt ihren Bildern dabei eine distinkte „Rauheit“ und zugleich absichtliche Künstlichkeit. Die schematisch-ungelenken Bewegungen der klassischen Stop-Motion-Animation tun ihr übriges dazu.
Animation lässt sich hier allgemein als beständiges Fortschreiten und permanente Bewegung verstehen. Man sieht den Figuren des Films also dabei zu, wie sie, begleitet vom Elektropop-Soundtrack von Saeko Killy, in Form eines mäandernden Spaziergangs durch sich ständig verändernde Bildräume stolpern und immer wieder über die Screens ihrer Telefone und Tablets wischen. Es ist ein Gehen ohne Ziel, ein ständiges Sich-Bewegen, in diesem geloopten Film auch ganz buchstäblich ein Gehen im Kreis. Nie ist man sich sicher, ob man drinnen oder draußen ist, im Raum oder der Fläche, im Analogen oder Digitalen – oder in beidem zugleich. Letztlich ließe sich dieser Loop sogar bis auf den Realraum der Präsentation bei ajh.pm ausdehnen. Denn dieser Ausstellungsraum, der mit der Präsentation von Work in ProRes sein fünfjähriges Jubiläum begeht, gehorcht seinerseits einer Logik des Bildes im Raum, macht er doch die ausgestellten Bewegbild-Arbeiten außerhalb der Öffnungszeiten durch sein großes Fenster auch von außen verfügbar. Work in ProRes gelingt es so, eine Logik zu etablieren, in der hinter jedem Raum ein neuer aufgeht, jedes Bild zu einem neuen führt – wieder und wieder.
Christine Gensheimer (geb. 1976 in Frankfurt/Main) lebt und arbeitet in Bielefeld. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Kunstmuseum Wolfsburg, der Kunsthalle Düsseldorf und im Bielefelder Kunstverein gezeigt. Dazu kommen Präsentationen ihrer Videoarbeiten auf zahlreichen Filmfestivals, zuletzt bei den 70. Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen, dem European Union Short Film Festival in Ottawa und dem Filmfest Dresden. Seit 2005 produziert Christine Gensheimer gemeinsam mit Timo Katz Animationsfilme für die Sendung Karambolage auf Arte sowie für unterschiedliche Museen. Sie hat zahlreiche Musikvideos für Musikerinnen wie Jaakko Eino Kalevi, Sean Armstrong (Spinning Coin, Slipper) und Saeko Killy realisiert.
Jubiläumsfeier und Eröffnung
Samstag, 15.11.25
19–22 Uhr
19.30 Uhr Artist Talk
Franziska Derksen im Gespräch mit Christine Gensheimer
20.30 Uhr Live-Performance von Saeko Killy
ajh.pm
Dornberger Str. 2
33615 Bielefeld