46. Duisburger Filmwoche

Im Rahmenprogramm der 46. Duisburger Filmwoche widmet sich das Festival zusammen mit seinen Partnern dem Werden dokumentarischer Beobachtung, der Genese dokumentarischer Formen und der Veränderung des Gedenkens.

Zwei historische Kurzfilmprogramme reflektieren das diesjährige Motto „im Werden begriffen“.
Autorin Hannah Pilarczyk, Regisseur Andreas Bolm und Editorin Yana Höhnerbach diskutieren das Wechselspiel von Social Media und Dokumentarfilm. Im Rahmen einer durchgehenden Videoinstallation zeigen wir den Dokumentarfilm Dunkelfeld über einen bis heute nicht aufgeklärten Brandanschlag in Duisburg 1984.

Das gemeinsam von ARTE und Duisburger Filmwoche präsentierte EN PLUS „Filmische Wesen, filmisches Werden“ nimmt in Bezug auf das Festivalmotto Prozesshaftes in den Blick. Zwei von Patrick Holzapfel zusammengestellte Filmprogramme spüren nach, wie sich Entstehendes und Vergehendes auf der Leinwand zeigt. Am Mittwoch, dem 9. November, werden um 15 Uhr bei „Werden von Menschen und Film“ drei Filme von Gunvor Nelson, Herz Frank und Isabel Pagliai präsentiert, die von der Geburt bis zur Kindheit das menschliche Werden in Echtzeit begleiten. Am Freitag, den 11. November um 16 Uhr, steht der Aspekt „Werden von Material“ im Vordergrund und zeigt mit Filmen von Manfred Schwaba, Marguerite Duras, Julien Creuzet und Ana Vaz, sowie Masha Godovannaya und Sílvia das Fadas vier Arbeiten, die vom kontinuierlichen Entstehen des Vergangenen berichten. 

Am Donnerstag, dem 10. November um 15 Uhr, präsentieren 3sat und die Duisburger Filmwoche die Veranstaltung EXTRA: Das Bild in der Hand. Dokumentarische Zugänge zum Bildregime Social Media“ und fragen, wie Dokumentarfilmer:innen auf die zunehmende Selbstinszenierung einer von Social Media geprägten Umwelt reagieren. Wie und wieso jemanden porträtieren, der bereits eigenständig ein Bild von sich in die Welt sendet? Wieso sich auf den Prozess des Dokumentiert-Werdens durch andere einlassen, wenn man sein Bild buchstäblich selbst in der Hand haben kann? Zu Gast sind Regisseur Andreas Bolm und Editorin Yana Höhnerbach. Moderatorin Hannah Pilarczyk spricht mit ihnen über die Verschiebungen dessen, wer sich ein Bild macht und wer eines entwirft. Andreas Bolm ist Filmemacher, dessen Dokumentarfilme international gezeigt und ausgezeichnet wurden, so unter anderem sein Langfilm Die Wiedergänger (2013). Andreas Bolm war 2017 Stipendiat der doku.klasse mit Mein letztes Video. Yana Höhnerbach arbeitet als Editorin und Dozentin. Zu ihren Arbeiten zählen Bruder Jakob (2016), Searching Eva (2019) und der mit dem Grimme Preis ausgezeichnete Film Der Ast, auf dem ich sitze (2020). Hannah Pilarczyk ist Redakteurin im Kulturressort von SPIEGEL/SPIEGEL ONLINE. 

Besonders hinweisen möchten wir auf die Video-Installation in der cubus kunsthalle, in der wir täglich den Kurzfilm Dunkelfeld (DE 2020, 16 Min.) von Ole-Kristian Heyer, Patrick Lohse und Marian Mayland zeigen. Am 26. August 1984 kommen bei einem Brandanschlag auf ein von so genannten „Gastarbeiter:innen“ bewohntes Haus in der Wanheimer Straße 301 in Duisburg-Wanheimerort sieben Menschen ums Leben. Mehr als 30 weitere Bewohner:innen werden zum Teil schwer verletzt. Der Möglichkeit eines rassistischen, so genannten „politisch motivierten“ Tathintergrunds wird nicht ausreichend nachgegangen, bis heute ist die Tat nicht aufgeklärt. Dunkelfeld sortiert historische und politische Kontexte und erfasst Erzählungen, Bilder und Auslassungen rund um den Anschlag. Erfahrbar wird in diesem essayistischen Arrangement eine Praxis der mangelnden Empathie und der vernachlässigten staatlichen Pflicht. Wir freuen uns, dass der Film im Rahmen der Filmwoche erstmals in Duisburg gezeigt wird. Die Video-Installation in der cubus kunsthalle (Dienstag bis Sonntag, 14 bis 20 Uhr) wird von Informationen zu den Geschehnissen begleitet. Am Freitag,
dem 11. November um 10 Uhr (Diskussionsaal), spricht die Filmwissenschaftlerin Canan Turan bei der Podiumsdiskussion „Duisburg im Dunkeln. Bilder und Kontexte eines Brandanschlags“ mit der Initiative Duisburg 1984 und den Filmemacher:innen über den Film, seinen Entstehungsprozess, rechte Gewalt und institutionellen Rassismus, selbstorganisierte Aufklärung und Lücken in der deutschen Erinnerungskultur. 

Den Rahmen der 46. Duisburger Filmwoche schließt am 13. November das Sonntagskino „Filme für die Stadt“, welches von der Sparkasse Duisburg präsentiert wird. Zu sehen sind darin drei Filme von Regie-Duos, in denen es um Landschaften, deren Veränderungen und ihnen eingeschriebene Geschichten geht. Kayu Besi von Andrianus „Oetjoe“ Merdhi und Max Sänger, Tara von Francesca Bertin und Volker Sattel sowie Sonne unter Tage Alex Gerbaulet und Mareike Bernien erzählen davon, wie Menschen ins Verhältnis zu ihrer von Ideen kontaminierten Umwelt treten. Die Programmfilme werden am Festivalsonntag ab 12 Uhr im filmforum erneut für ein lokales Publikum und alle, die sie unter der Woche verpasst haben, gezeigt.

Eine Akkreditierung für die Festivalwoche in Duisburg ist weiterhin möglich. Inbegriffen ist ein Zugang zur Onlineplattform der Duisburger Filmwoche. Online-Akkreditierungen können in diesem Jahr auch von Besitzer:innen eines Einzeltickets, sowie Kund:innen der Stadtbibliothek Duisburg und ausgewählter Stadtbibliotheken im Ruhrgebiet erworben werden.