Folkwang Oper 2024: Benjamin Brittens „The Rape of Lucretia”

Premiere am 25. November in der Neuen Aula am Campus Essen-Werden

Ab dem 25. November ist an der Folkwang Universität der Künste die Kammeroper „The Rape of Lucretia“ von Benjamin Britten (1913 – 1976) in der Inszenierung von Gastregisseur Georg Zlabinger und unter musikalischer Leitung von Rodrigo Tomillo (Erster Kapellmeister am Theater Hagen) zu erleben. Auf der Bühne und im Orchestergraben agieren Folkwang Studierende aus verschiedenen Disziplinen. Die Bühnengestaltung verantwortet Martin Zlabinger und für Kostüm ist Almasa Jerlagic zuständig. Für den gebürtigen Wiener Georg Zlabinger ist es nach Mozarts „Le Nozze di Figaro“ im Wintersemester 2022|23 bereits die zweite Inszenierung an Folkwang. „Ich freue mich auf die besondere Campus-Atmosphäre und die Inszenierungs- und Rollenarbeit mit den Studierenden“, betont Georg Zlabinger.

„The Rape of Lucretia“ war die erste Kammeroper von Benjamin Britten, die im Juli 1946 uraufgeführt wurde. Lucretia, die Gattin des Collatinus, ist im antiken Rom berühmt für ihre Schönheit und ihre Tugendhaftigkeit. Sie sei die einzige Frau in ganz Rom, die ihrem Ehemann – dem römischen General Collatinus – treu ist. Der Frauenverächter Tarquinius glaubt nicht an ihre Standhaftigkeit und will sie auf die Probe stellen, verschafft sich unter einem Vorwand Zugang zu ihrem Haus und vergewaltigt sie. Lucretia begeht daraufhin Selbstmord. Gerahmt wird die Handlung von der Schreckensherrschaft der Etrusker und das Auflehnen gegen deren politische Tyrannei. Zu der Wahl der Kammeroper betont Zlabinger: „Uns erschien ein Werk, das in so konzentrierter Form von (sexuellem) Machtmissbrauch, von Misogynie und patriarchalen Strukturen, von den Gefahren ideologischer Radikalisierung und vom Ringen nach Selbstbestimmtheit handelt, gerade für die kritische Auseinandersetzung im universitären Bereich als sehr zwingende Wahl.“

In der Inszenierung dieses Themas arbeitet Georg Zlabinger entlang eines stark psychologisierenden Erzählzugriffs. Darüber hinaus akzentuiert er die Schwierigkeiten einer ausgewogenen, von starren Denkmustern und Stereotypen befreiten Vermittlung der verhandelten Vorgänge: „Mithilfe eines Chores bestehend aus fünf Studierenden werden die Bühnenhandlung und die gewählten Darstellungsmittel in ein breites Spektrum an Perspektiven und Anschauungen eingebettet und so einer ständigen Reflexion unterzogen“.

Auf der Folkwang-Bühne agieren in allen Rollen Studierende des Studiengangs Gesang | Musiktheater; im Orchestergraben spielen Musiker*innen aus dem Studienprogramm Instrumentalausbildung. Dabei stellen sich die Folkwang Studierenden besonderen Herausforderungen: „Zweifellos bieten die komplexen, harmonischen und rhythmischen Strukturen der Komposition eine Herausforderung. Das gilt aber auch für den Gesangsduktus, der sehr penibel aus der Tonalität und Phonetik der englischen Sprache heraus entwickelt ist und damit Non-Natives vor eine Aufgabe stellt. Zum anderen erfordert die inhaltliche Ausrichtung des Stücks einen vielschichtigen und sehr sensiblen Reflexionsprozess in der Erarbeitung und Darstellung wie auch den Erwerb kritischer und letztlich gesunder Distanz zum fiktionalen Geschehen“, betont Regisseur Zlabinger.

„The Rape of Lucretia“ feiert Folkwang Premiere am Montag, den 25. November, um 19.30 Uhr in der Neuen Aula am Campus Essen-Werden. Weitere Vorstellungen folgen am 27., 29. und 30. November um jeweils 19.30 Uhr. Vor den Veranstaltungen findet um 18.30 Uhr eine Einführung im Kammermusiksaal (Eintritt frei) statt. Diese wird gegeben von Prof. Norbert Abels (Premiere) und Rodrigo Tomillo (Folgetermine).

Karten für alle Aufführungen gibt es zum Preis von 12,50 Euro (ermäßigt 7 Euro) telefonisch unter 0201_4903-231, per E-Mail über karten@folkwang-uni.de und ggf. an der Abendkasse. Schüler*innen erhalten bei Vorlage ihres Schulausweises freien Eintritt zu den Veranstaltungen der Hochschule.

„The Rape of Lucretia“ 
_Oper in zwei Akten von Benjamin Britten
_Libretto von Ronald Duncan nach einem Schauspiel von André Obey
_Regie: Georg Zlabinger (a. G.)
_Musikalische Leitung: Rodrigo Tomillo (a. G.) 
_Bühne: Martin Zlabinger
_Kostüm: Almasa Jerlagic

_Besetzung
Male Chorus: Nattan Ferreira, Sandro Hähnel
Female Chorus: Jeanne Jansen, Salome Makhatelashvili, Sarah Rölli

Collatinus: Junhyuk Lee | Anatolii Molodets
Junius: Hagen-Goar Bornmann | Biran Özgür Sariyer
Tarquinius: Sojin Yang

Lucretia: Limor Gaash | Solitaire Bachhuber
Bianca: Anja Vogelsberger | Yoonjung Kim
Lucia: Marie Lina Hanke | Jana Gebhardt

Georg Zlabinger
Der österreichische Regisseur Georg Zlabinger, geboren 1993 in Wien, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien.
In der Saison 2024/2025 wird Zlabinger mit Verdis „Otello“ sein Regiedebüt am Opernhaus Oslo geben. Mit der Inszenierung von Brittens „The Rape of Lucretia“ kehrt er an die Folkwang Universität der Künste zurück, wo er 2022 bereits „Le Nozze di Figaro“ (2022) inszenierte. Außerdem ist Zlabinger mit Mozarts „Don Giovanni“ aktuell zu Gast am Theater Bielefeld, wo er in den Vorjahren bereits „Eugen Onegin“ (2022/23) und „Káťa Kabanová“ (2024) realisieren konnte.
Weitere Projekte umfassen u. a. die szenische Einrichtung von Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ für das Wiener Konzerthaus und das Göteborger Konserthuset (2022), die Neuerarbeitung von „Luisa Miller“ an der Oper Köln (2023) oder die Inszenierung von Pendereckis „Die schwarze Maske“ mit Marin Alsop und dem National Polish Radio Symphony Orchestra (NOSPR, 2023).
Für das Theater an der Wien erarbeitete Zlabinger die Inszenierungen zu Cavallis „Il Giasone“ und Davies „The Lighthouse“ (gemeinsam mit seinen Brüdern Michael Zlabinger, Dirigat, und Martin Zlabinger, Ausstattung) sowie das Projekt „Don Giovanni Last Minute“ nach Mozart. 
Eine enge künstlerische Zusammenarbeit verbindet Zlabinger seit 2015 mit Christof Loy. Neben Wiederaufnahmen, wie z. B. „Peter Grimes“ am Theater an der Wien (mit den International Opera Awards ausgezeichnet) oder „Tosca“ an der English National Opera erarbeitete er mit Loy mehrere Inszenierungen als Co-Regisseur. 2019 zeichnete er für die Neueinstudierung von „La forza del destino“ am Royal Opera House Covent Garden verantwortlich (WA Herbst 2023). 2021 realisierte er beim Glyndebourne Festival die Neuproduktion „Luisa Miller“ nach einer Konzeption Loys; 2023 folgte die gemeinsame Inszenierung von „Lohengrin“ an De Nationale Opera Amsterdam.
Regiearbeiten im Bereich Sprechtheater verwirklichte er im Rahmen des von ihm neugegründeten Theaters am Akademischen Gymnasium Wien, in der Erbsenfabrik Wien, im Ateliertheater Wien und auf Schloss Wartholz. 
Von 2013 bis 2024 war Zlabinger als Regieassistent und Abendspielleiter regelmäßig am Theater an der Wien engagiert, wo er unter anderem mit den Regisseur*innen Andrea Breth, Keith Warner, Tatjana Gürbaca, Martin Kušej, Mariusz Treliński oder Johannes Erath zusammenarbeitete. Weitere Regieassistenzen führten ihn an die Volksoper Wien, zu den Wiener Festwochen, den Berliner Festspielen, an De Nationale Opera Amsterdam, zu den Salzburger Festspielen und Bregenzer Festspielen, an die Finnish National Opera Helsinki und ans Teatro Real Madrid.

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