NetzWerkFragen – Jupp Ernst

Ein Netz lebt von seinen Knotenpunkten sowie den Verbindungen, die zwischen ihnen bestehen.

Wir wollen wissen – wer steckt hinter all den künstlerischen und kulturellen Projekten, die das CultureBase-Netzwerk so lebendig und vielfältig machen? Denn Kreatives ist menschengemacht. Wir fragen nach und blicken hinter die Kulissen.

  

Diesen Monat im Interview: JUPP ERNST

Grafiker, Bildhauer und ehemaliger Lehrer, seit 2012 Mitglied im CultureBase-Netzwerk

 

Worum geht es bei Ihren Projekten?

Alters- bzw. gesundheitsbedingt konzentriert sich meine Arbeit seit einiger Zeit auf die fotografische und digital verarbeitete Dokumentation von meist temporären Auffälligkeiten meines geografisch begrenzten Lebensraumes, den man gemeinhin als Heimat oder Provinz bezeichnet, wo ich annähernd täglich unterwegs bin und "Tagestouren" unternehme. Wenn dann viele Dinge um mich herum, je nach Jahres- oder Tageszeit, nach Licht- und Witterungsverhältnissen immer anders erscheinen, dann kommt mir mein relativ kleines Bewegungsfeld nicht mehr nur eng und beängstigend vor. 

Mein Thema sind Bilder, Bildsequenzen: Eigene Fotos, digitale Collagen und Montagen, im vergleichenden Neben- bzw. Nacheinander, mit ihren Kontrasten und Ähnlichkeiten, mit durchaus divergierenden Bildinhalten bei fast gleicher Formensprache oder umgekehrt; Bilder, die sich in ihrer Zusammenstellung bereichern, nicht behindern, keine thematische Sammlung bilden und auch keine konventionellen Geschichten erzählen. Es geht also um eigene Bilder und Bildreihen, die konstellationsabhängig unübliche Beziehungen unter einander spürbar machen und Kontexte sind wichtig.

Teststreifen
(an Sean Scully erinnernd)
Foto: 2017, Jupp Ernst
 
Ackerbau und Kalligraphie
Foto: 2017, Jupp Ernst
 
Rasante Reifenspuren rundum
Foto: 2017, Jupp Ernst
 

 

Wie lange befassen Sie sich schon mit dem Thema Malerei?

Mein Kunstlehrer am Gymnasium war Maler. Er hat mich ganz unaufdringlich stark beeindruckt. Eine ansonsten kunstferne Umgebung hat mir außerdem die Sinne dafür geschärft, dass Wissen und Wahrnehmung einander ergänzen, wenn es darum geht, sich mit vielfältigen Maßstäben ein Bild von der Welt zu machen, das halbwegs realistisch sein könnte. Erst durch ein emanzipatorisch wirkendes Akademiestudium konnte ich mich künstlerisch professionalisieren.

Doch war und ist Malerei nicht mein Thema, viel mehr ist es die sinnliche Wahrnehmung allgemein und mein Gesichtssinn im Besonderen. So wurde mir im Laufe der Zeit bewusst, dass ich wesentlich das sehe, was ich zu sehen gelernt habe. Und jetzt, 2017, werde ich 69 Jahre alt und merke, dass ich noch hungrig bin, hungrig auf Bilder.

 

Zettelkasten
Foto: 2012/2017, Jupp Ernst
 
Frühlingsmarkierungen an der Aa
Foto: 2017, Jupp Ernst
 

Was begeistert Sie am meisten an dem Projekt bzw. Thema?

Neben der allgemeinen Pflicht, mich medial einigermaßen informiert auf dem Laufenden zu halten, begeistert mich meine visuelle Beschäftigung dadurch, dass mir immer wieder Erstaunliches begegnet, Beiläufiges auffällt und meist Freude macht, erst recht, wenn bei der Verarbeitung von Wahrnehmungen quasi dokumentativ auch etwas gelingt, was vorzeigbar ist.

 

Wovon träumen Sie im Bereich Kunst und Kultur?

Nicht nur für Kunst und Kultur war die Macht neoliberaler Zeiterscheinungen der vergangenen Jahre wie ein Albtraum mit unerträglichen Marketingfassaden, die nahezu alles schleimig hinter sich vergiften, was sie käuflich machen.

Daraus ergab bzw. ergibt sich eine weitgehende Distanz zum Kulturbetrieb. Diese Distanz ging bzw. geht nicht nur von mir aus. Und schrille Pfeifkonzerte auf neofeudalistisch gnädige Sponsoren und Pfiffe auf andere edle Stifter, die besser daran täten, Steuern zu bezahlen, fanden nicht statt.

 

Im Märzen grünt's so grün
Foto: 2017, Jupp Ernst
 

Welche Kultur-Veranstaltung haben Sie als letztes besucht?
Welches kulturelle Event wollten Sie immer schon einmal sehen?

Zuletzt besucht habe ich mit Verwandten die Ausstellung "Henry Moore, Impuls für Europa" im LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster. Wunschevents erscheinen mir fast wie letzte Wünsche. Insofern habe ich keine oder viele.

 

Was bedeutet für Sie die Teilnahme am CultureBase-Netzwerk?

Für mich bedeutet die Teilnahme am Netzwerk Teilhabe an der breiten Basis einer großen offenen Gruppe von berufsmäßig kulturell engagierten Menschen in einer demokratischen Gesellschaft.

 

Herzlichen Dank für Ihre Zeit!

 

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