Eröffung mit Artist Talk
Maya Schweizer "L’Étoile de Mer"
Maya Schweizer
L’Étoile de Mer
1.2.–14.4.25
Samstag, 1.2.25, 19 Uhr
Eröffnung mit Artist Talk
Jaro Varga im Gespräch mit Maya Schweizer
Maya Schweizers Film L’Étoile de Mer aus dem Jahr 2019 beginnt unter Wasser, genauer gesagt, im Mittelmeer bei La Ciotat nahe Marseille. Schwebt die Kamera zunächst inmitten von Fischen in den unterschiedlichsten Farben und Mustern, so kommen in übergangslosen Schnitten aber schnell andere Bilder in den Blick – leuchtende Tieraugen in der Nacht, eine Hand, die eine Versteinerung in die Kamera hält, riesige, herumliegende Turbinen. Letztere nehmen die strahlenförmige Form jenes Seesterns auf, dessen Name der Film im Titel trägt und mit dem er auf einen anderen, gleichnamigen Film von Man Ray aus dem Jahr 1928 verweist.
Der Titel ist nicht die einzige direkte Referenz an das vergangene 20. Jahrhundert, an seine Avantgarden und an sein Leitmedium, das Kino. Wie Fragmente der Erinnerung tauchen weitere Bilder, Sätze und Sequenzen aus den Fluten auf: der berühmte Zug etwa, den die Gebrüder Lumière 1895/96 bei der Einfahrt in den Bahnhof ebenjenes Städtchens La Ciotat in Südfrankreich gefilmt haben; oder diverse Zwischentitel und Bilder aus Alain Resnais’ Letztes Jahr in Marienbad (1961), einem zentralen Film des europäischen Nachkriegskinos.
Seit beinahe zwei Jahrzehnten setzt sich Maya Schweizer in ihren vornehmlich filmischen Arbeiten nun schon mit der Geschichte, dem Vergehen der Zeit und der komplexen Struktur der Erinnerung auseinander. Im Großen und Ganzen folgten ihre Filme dabei vor allem einer Logik des Orts, genauer, des Erinnerungsorts, wie sie der französische Historiker Pierre Nora in den 1980er-Jahren entwickelte.
L’Étoile de Mer setzt diesem fixierten (und fixierenden) Ort nun das Meer und das Wasser in all seiner Fluidität entgegen. Das Wasser figuriert hier als Bild für ein Vergessen, das ebenso sehr Grundvoraussetzung für das Verhältnis zur Zeit und zum Vergangenen ist wie sein Gegenpart, die Erinnerung. Damit steht L’Étoile de Mer zum einen an einem Umschlagpunkt im Werk der Künstlerin. Zum anderen aber lässt er eine historische Transformationsphase greifbar werden, in deren Zuge sich angesichts der fortgeschrittenen Digitalisierung und einer damit einhergehenden neuen Bildkultur auch unser Verhältnis zu Vergangenheit, Geschichte und Erinnerung grundlegend ändert.
BIO
Maya Schweizer lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Arbeit war unter anderem in Einzelausstellungen bei Ortloff, Leipzig, Drawing Room, Hamburg (beide 2024), im Jüdischen Museum Berlin (2023), dem Deutschen Künstlerbund e. V., Berlin (2023), Loop, Barcelona, Spanien (alle 2023), bei ASPN Leipzig (2022), in der Villa Stuck, München (2020), oder bei al Spaziosiena, Siena, Italien (2019) zu sehen. Zudem nahm sie an Gruppenausstellungen wie Dazugehören! Belonging! im Kunsthaus Dresden (2024), Nature. Sound. Memory im Kunsthaus Baselland, Schweiz (2023), dem Basel Social Club, Basel, Schweiz (2023), Roma, a Portrait, Palazzo delle Esposizioni Museum, Rome, Italien (2023), Facing New Challenges, Heidelberger Kunstverein (2022), On the Quiet, Salzburger Kunstverein (2022) sowie an der Manifesta 13 in Marseille (2020), Today's Yesterday, 1.Anren, Biennale, China (2017), teil, um nur einige Beispiele aus den letzten Jahren zu nennen. Darüber hinaus wurden ihre Filme auf Festivals gezeigt, darunter 2022 und 2017 in der Sektion Forum Expanded der Berlinale –Internationale Filmfestspiele Berlin. Maya Schweizer wurde für ihre Arbeit mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, jüngst mit dem Preis der Günther-Peill-Stiftung, Düren (2024-2026), dem Dagesh-Kunstpreis (2023) sowie dem HAP Grieshaber-Preis der VG Bild-Kunst 2022.
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Jeden Mittwoch ist der Raum von 19–21 Uhr für Interessierte geöffnet.
Führungen gerne auf Anfrage.
ajh.pm ist ein Artspace, der im Dezember 2020 in Bielefeld eröffnet wurde. In regelmäßigen Abständen werden hier Videoarbeiten oder Kunstprojekte von internationalen Künstler*innen präsentiert. Die Videos werden bei Einbruch der Dunkelheit im Loop gezeigt und sind auf dieser Website zeitlich begrenzt verfügbar. Die Initiatorin, Audrey Hörmann, möchte mit diesem kulturellen Angebot die Diskussion von jungen und weniger bekannten sowie etablierten Künstler*innen und ihrem Werk fördern.