71. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 29. April – 4. Mai 2025

Neue Programme bei den 71. Kurzfilmtagen

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11. März 2025

2025 starten die Kurzfilmtage mit Omnibusfilmen, Shoah-Outtakes, Maulwürfen des Archivs und der Distributors‘ Collection vier neue Reihen

Wie kein anderes Format kann der Kurzfilm politische Themen mit künstlerisch neuen und ungewöhnlichen Formen verbinden. Die Kurzfilmtage haben in ihrer Geschichte konstant Arbeiten präsentiert und diskutiert, die diese beiden Aspekte miteinander vereinen, in denen das künstlerische und das politische Anliegen sich durchdringen und gegenseitig stärken. Die 71. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, erstmals unter der Leitung von Madeleine Bernstorff und Susannah Pollheim, präsentieren drei neue, längerfristig angelegte Reihen, die das Thema aus verschiedenen Perspektiven aufgreifen, sowie ein neu strukturiertes Schaufenster internationaler Kurzfilm-Verleihe.

Neu: Reisegefährten – Omnibusfilme in der Filmgeschichte

Historisch betrachtet stellt der Omnibusfilm oder Episodenfilm die einzige Möglichkeit dar, Kurzfilme „regulär“ programmfüllend und damit auch kommerziell auszuwerten. Doch obwohl das Genre bis in die 1930er Jahre zurückreicht und rund 100 Produktionen umfasst, fristet es zumeist ein filmhistorisches Schattendasein. „Reisegefährten“, kuratiert von dem Journalisten und Kurator Lukas Foerster, konzentriert sich auf motivische, narrative oder produktionstechnische Schwerpunkte des Genres. Wo, wann und für wen wurde der Omnibusfilm historisch eine interessante Präsentationsform? Welche Themen und Interessen bedient das Genre? Unter welchen Voraussetzungen werden diese Produktionen zu einem auch, aber nicht nur, kommerziell relevanten Format? Den Auftakt machen feministisch grundierte Episodenfilme der 1980er Jahre.

Unter dem Titel „Gegenblicke“ zeigen die Kurzfilmtage bundesdeutsche Episodenfilme aus den 1980er Jahren von vorwiegend weiblichen Regieteams, zu denen Regisseurinnen wie Chantal Akerman, Maxi Cohen, Valie Export, Monika Funke Stern, Ebba Jahn, Ulrike Ottinger, Renate Sami oder Helke Sander gehörten. Auf dem Programm: Aus heiterem Himmel (1982), Sieben Frauen – Sieben Sünden (1986), Die Gedächtnislücke. Filmminiaturen über den täglichen Umgang mit Gift (1983) und Ama Zone (1983).

 

Neu: What’s Left – Maulwürfe des Archivs

Was bedeutet es, politisch links – und in einem Archiv verortet zu sein? Die Filmgeschichte beginnt mit dem Ende eines Arbeitstags – la sortie de l’usine – und der Überwachung des Proletariats, da es die Besitzer der Fabrik selbst waren, die Brüder Lumière, die den Moment der Trennung zwischen Arbeit und Freizeit gefilmt haben. Dieser symbolische Ursprung schmiedet ein unverbrüchliches Band zwischen Arbeitskampf und Kino.

In diesem Geist taucht „What’s Left“ in das 16mm-Archiv der Kurzfilmtage ein, um Filmen einen Raum zu geben, die in Frauen, Arbeiter*innen, und Studierenden einen Funken kollektiver Selbsterkenntnis und Solidarisierung entzündet haben. Zwei Programme, kuratiert von Simon Petri-Lukács, zeigen eine Auswahl von westdeutschen Filmen, in denen der Geist von 1968 nachhallt. Darunter sind Für Frauen – 1. Kapitel (Cristina Perincioli, 1971), Helfen können wir uns nur selbst (Gardi Deppe, 1974), Maulwürfe der Revolution (Horst Schwaab, 1969) and Von der Revolte zur Revolution (Filmemacher Cooperative Hamburg, Kurt Rosenthal, 1969).

 

Neu: The Making of Claude Lanzmann’s “Shoah”

Ein Workshop-Programm, gestaltet von Christoph Hesse, das einen genauen Blick auf die Outtakes von Claude Lanzmanns Shoah wirft und so den Prozess seiner Konzeption und Entstehung auch als Kunstwerk beleuchtet. 210 Stunden Film, das gesamte gefilmte Material, sind seit kurzem zugänglich – bislang unbekannte Interviews, Zeugnisse von Rettung und Widerstand, Material, das aus rechtlichen Gründen nicht in den Film aufgenommen wurde. Zum Auftakt des auf mehrere Jahre angelegten Projekts werden in zwei Programmen Auszüge analysiert: Ein langes Gespräch mit Inge Deutschkron, die den Holocaust versteckt in Berlin überlebte, sowie Lanzmanns Versuch, Heinz Schubert zu filmen, ein Mitglied der so genannten „Einsatzgruppen“, der sich mit Gewalt und rechtlichen Mitteln gegen die Aufnahme des Materials in Shoah wehrte.

 

Neu: Distributors‘ Collection

Dieses neue Format tritt die Nachfolge unserer Distributors‘ Screenings an. Internationale Verleihe von experimentellen Kurzfilmen präsentieren nach wie vor Arbeiten aus ihren Katalogen. Neu ist, dass der Schwerpunkt nicht mehr ausschließlich auf Neuerwerbungen liegt, sondern dass die Verleihe auch ältere, zum Teil neu erschlossene Arbeiten aus ihren Katalogen oder Archiven zeigen. Zum Auftakt sind dabei: Arsenal (Deutschland), EYE Experimental (Niederlande), Filmform (Schweden) und sixpackfilm (Österreich).

 

Akkreditierungsschluss für die 71. Kurzfilmtage ist der 23. April 2025.

Zur Akkreditierung

 

Oberhausen, 12. März 2025

 

Pressekontakt: Sabine Niewalda, T +49 (0)208 825-3073, niewalda@kurzfilmtage.de

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