Elke Twiesselmann-Preis erstmalig verliehen

Drei Nachwuchs-Schauspielerinnen der Folkwang Universität der Künste mit Unterstützung des Zonta Clubs Bochum ausgezeichnet


Am gestrigen Dienstag, 25. Januar, wurde zum ersten Mal der vom Zonta Club Bochum gestiftete Elke Twiesselmann-Preis verliehen. Die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre an Studentinnen beziehungsweise frisch gekürte Absolventinnen des Folkwang Studiengangs Schauspiel vergeben. Der Förderzweck, gezielt junge Schauspielerinnen auszuzeichnen, ist in der deutschen Theaterlandschaft bislang einzigartig. Die ursprünglich für den Oktober 2021 geplante Verleihung wurde aufgrund des Todes der Namensgeberin Elke Twiesselmann vertagt.
Die Preise wurden im Schauspielhaus Bochum überreicht. Aus diesem Anlass fand eine Podiumsdiskussion unter dem Motto „Bildwechsel. Frauen auf der Bühne – Perspektiven für ein anderes Theater“ mit Christoph Dorsz von Folkwang für den Studiengang Schauspiel, Elsie de Brauw und Jele Brückner vom Ensemble des Schauspielhauses Bochum sowie den Preisträgerinnen Anna Jörgens und Clara Schwinning statt. Die dritte Preisträgerin, Nadja Bruder, musste ihre Teilnahme krankheitsbedingt absagen.
Kriterien für die Entscheidung der Jury waren innovative theatrale Darstellungen und der weibliche Blick auf die zukunftsorientierte, ästhetische Theaterpraxis. „Wir als Studiengang Schauspiel freuen uns sehr, dass wir gemeinsam mit dem Zonta Club Bochum auf diese Weise eigenständige, künstlerische Persönlichkeiten würdigen können“, so Prof. Daniela Holtz, Studiengangsvertretung Schauspiel an Folkwang. „Somit leisten wir einen Beitrag zur Verbreitung weiblicher Ideen und neuer Sichtweisen im theatral-künstlerischen Diskurs. Der Preis bildet in nahezu idealer Weise unser Anliegen ab, junge Studierende zu ermutigen, neue künstlerische Ausdrucksformen zu finden.“

Mit Anna Jörgens sowie dem Kollektiv „Wilhelm & Stumpf“ (Nadja Bruder und Clara Schwinning) zeichnete die Jury im ersten Jahr gleich drei weibliche Nachwuchstalente aus. Das Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro wurde zweigeteilt. Beworben hatten die Preisträgerinnen sich mit jeweils drei Arbeiten: einer praktisch-theatralen in Form einer Videoaufzeichnung, einer künstlerischen Vision für ein zu verwirklichendes Projekt sowie einer Arbeit in einer frei wählbaren Sparte (literarisch, filmisch oder projektbezogen).
Für die Jury konnten mit Anna Bergmann (Schauspieldirektorin am Staatstheater Karlsruhe), Elsie de Brauw (Schauspielerin und festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Bochum) und Dr. Kathrin Mädler (Intendantin Landestheater Schwaben und designierte Intendantin Theater Oberhausen) hochkarätige Vertreterinnen der deutschen Theaterlandschaft gewonnen werden. Weitere Jury-Mitglieder waren Sigrid Blennemann (Zonta Club Bochum), Dr. Helena Hartlieb (Ruhr-Universität Bochum und Zonta Club Bochum), Karin Drechsel (Folkwang Professorin für Schauspiel | Praktische Theaterarbeit) und Prof. Daniela Holtz, als Beisitzerin wohnte Dr. Karoline Friemann (Vorsitzende des Zonta Club Bochum) der Auswahlsitzung bei.

Über Elke Twiesselmann
Die Namensgeberin des Preises war Mitbegründerin des Zonta Clubs Bochum. Sie wirkte zwölf Jahre als Ensemblemitglied am Schauspielhaus Bochum, bis sie 1972 an das Staatstheater Stuttgart wechselte. An der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart unterrichtete sie über zwei Jahrzehnte Rollenstudium. Elke Twiesselmann war Ensemblemitglied am Schauspiel Stuttgart und stand noch im hohen Alter auf der Bühne. Sie verstarb am 28.09.2021 mit 94 Jahren.

Die Preisträgerinnen 2021
Anna Jörgens wurde 1996 in Düsseldorf geboren. 2017 begann sie ihr Studium der Szenischen Künste an der Universität Hildesheim, bevor sie 2018 zum Schauspielstudium an die Folkwang Universität der Künste wechselte. In ihrem Urteil hob die Jury besonders die „emotionale mit Esprit gefüllte Intensität ihres Spiels“ hervor. Ihre Herangehensweise an das Thema des Preises zeichne sich durch Humor, eigenständig-kritischen Geist und die Abwesenheit von Eitelkeit aus.
Den Elke Twiesselmann-Preis 2021 erhielt Anna Jörgens, weil ihre Einreichungen die ästhetische Praxis des Theaters und Ausdrucksformen anderer Künste zusammenbringen. So hat sie beispielsweise die serbische Performance-Künstlerin Marina Abramovic überzeugend neu interpretiert.

Nadja Bruder, 1995 in der Schweiz geboren, sammelte ihre ersten Spielerfahrungen am Theater Basel, im Stadttheater Solothurn, an der Jungen Bühne Bern und am Tanzhaus Zürich. Sie studierte von 2017 bis 2021 Schauspiel an der Folkwang Universität der Künste. Während des Schauspielstudiums hatte sie Gastspiele mit Prinz Jussuf von Theben (Regie: Kieran Joel) in Tel Aviv und Jerusalem. 2019 wurde sie mit dem Armin Ziegler Förderbeitrag ausgezeichnet. Mit ihrer Kommilitonin Clara Schwinning arbeitet sie seit dem ersten Semester zusammen an feministischen Themen.

Clara Schwinning studierte Kultur und Wirtschaft an der Universität in Mannheim und für ein Gastsemester an der Hacettepe Üniversitesi in Ankara, bevor sie sich ausschließlich dem Theater widmete. Sie studierte von 2017 bis 2021 Schauspiel an der Folkwang Universität der Künste. Während des Studiums hatte sie Gastspiele mit Prinz Jussuf von Theben (Regie: Kieran Joel) in Tel Aviv und Jerusalem. 2021 übernahm sie die Hauptrolle Güte in dem Debüt-Spielfilm D.E.I.N. - Das Esse Ich Nicht (Regie: Katharina Huber). Seit September 2021 steht sie als Ensemblemitglied des Stadttheaters Ingolstadt auf der Bühne des Jungen Theaters.

Den Elke Twiesselmann-Preis 2021 erhielten Nadja Bruder und Clara Schwinning als Kollektiv Wilhelm & Stumpf. Ihre Einreichung rankt sich als Gesamtkunstwerk um das Thema der Ophelia. „Unter Verwendung von Motiven Heiner Müllers leisten sie einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Autor*innentheaters und wirken somit als Impulsgeberinnen des zeitgenössischen theatralen Diskurses aus einer spezifisch weiblichen Perspektive. Ihr mehrschichtiges, humorvolles Spiel im Kollektiv ist frei, unkonventionell und besitzt einen ganz eigenen Zugriff auf das Thema“, so die Jury in ihrem Urteil.

Die Beiträge der Preisträgerinnen
Anna Jörgens:
Marina Abramovic: My Last Performance, Teil 1 und 2, 2021 (Dauer: 12:12 min)
EVA (Konzept)
Geist, Kurzfilm, 2021, Dauer: 07:19 min

Wilhelm & Stumpf (Nadja Bruder und Clara Schwinning):
Ophelia, 2021 (Dauer: 14:58 min)
Friedhof der Bügeleisen (Konzept)
Rapsfeld, 2021, filmisch-literarische Skizze (Dauer: 11:00 min)

Zu den Arbeiten der Preisträgerinnen geht es hier:
Marina Abramovic von Anna Jörgens
Ophelia von Wilhelm & Stumpf