Mit den Riesen auf Augenhöhe

Die „Bauten des Brutalismus sind schön“, schrieb Barnabas Calder unlängst. Mit seinem Plädoyer für die Bauwerke des Brutalismus löste er Begeisterung bei den Fans der Betonriesen aus den 1960er und 1970er Jahren aus. Wer hingegen den Baustoff Beton per se für kalt und seelenlos hält, wird sich seiner Meinung wohl kaum anschließen. Aber wie sind die Gebäude, die heute vielerorts vom Abriss bedroht sind, historisch zu bewerten? Wie steht es um ihren aktuellen baulichen Zustand und ihre funktionale Einbindung in den Stadtraum? Welche Kriterien gibt es für Erhalt, Umnutzung oder Abriss? Diesen Fragen gehen Alexandra Apfelbaum, Gudrun Escher und Yasemin Utku in einer Veranstaltungreihe nach, die zunächst einmal dazu anregen soll sich den Bauten möglichst wertfrei zu nähern. „Mit den Riesen auf Augenhöhe“ versucht an 11 Standorten eine Bestandsaufnahme. Die Begehung der Objekte soll für die architektonischen und städtebaulichen Qualitäten brutalistischer Großstrukturen sensibilisieren, aber auch die sozialen Begleitumstände thematisieren, von denen die öffentliche Wahrnehmung der Gebäude heute oftmals geprägt wird. In Kooperation mit den örtlichen Volkshochschulen ist eine Art Roadshow entwickelt worden, die im Herbst durch die Städte in NRW tourt. Im Rahmen einer Abendveranstaltung werden die Objekte besichtigt und mit unterschiedlichen Akteuren öffentlich und aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert.

Termine

18.9.2017 in Duisburg / 27.9.2017 in Dortmund / 4.10.2017 in Bochum / 11.10.2017 in Bonn / 18.10.2017 in Aachen / 25.10.2017 in Dortmund / 8.11.2017 in Essen / 15.11.2017 in Marl / 22.11.2017 in Köln / 29.11.2017 in Gronau / 6.12.2017 in Paderborn

 

Weitere Informationen und Links zu den eingebundenen VHS-Stellen

 

Momentan erfährt der Brutalismus große mediale Aufmerksamkeit. Der Architekturstil (der Name leitet sich vom französischen béton brut, also roher Beton, ab), der für eine euphorische Phase in Stadtplanung und Bauwesen steht, geriet einerseits massiv in der Kritik, weil die Bauwerke inzwischen sanierungsbedürftig sind, perspektivischen Anforderungen nicht mehr gerecht werden, oder einfach als unzeitgemäß gelten, andererseits werden seine Qualitäten gerade erst wieder neu entdeckt und zusammenhängend betrachtet. Verschiedene Initiativen und Gruppen (wie etwa SOS Brutalismus, ein Initiative des Deutsches Architekturmuseums Frankfurt, oder die Facebookgruppe The Brutalism Appreciation Society), sprechen sich vehement für den Erhalt und die Wertschätzung dieser Architektur aus.

 

In Köln wurde 2016 die Initiative Brutalismus im Rheinland ins Leben gerufen. Interessierte können über Facebook oder die Webseite der IBIR Kontakt aufnehmen.